20140911: Test Nissan Pulsar - Auffällig unauffällig (AutoNews)

  • Girona (Spanien), 11. September 2014 - Nicht nur Ampeln geben wichtige Farbsignale, auch Lackierungen können Statements sein. Ein extrovertiertes Modell wie der Nissan Juke wird nicht ohne Grund in peppigen Farbkombinationen angeboten, und eine Stufenhecklimousine der oberen Mittelklasse wird üblicherweise nicht in Grasgrün präsentiert. Insofern hat es schon etwas zu bedeuten, dass die ersten Bilder des Nissan Pulsar das Auto in Dunkelviolett zeigten. Kann man ein Auto unauffälliger lackieren? Wohl kaum. Zum Vergleich: Der Mazda 3 wurde in Knallrot vorgestellt. Offenbar will Nissan eher eine konservative Kundschaft ansprechen. Die kauft sich gewiss keinen Juke und wohl auch selten einen Qashqai. Also versucht man es nun wieder mal mit einem ganz normalen Schrägheckauto. Der Pulsar startet am 10. Oktober 2014. Wir haben ihn bereits getestet.


    Fürstliche Beinfreiheit hinten
    Das von Nissan gerühmte "mutige" und "sportliche" Design des Pulsar kommt in Weiß wesentlich besser zur Geltung als in der automobilen Tarnfarbe Dunkelviolett. In der Tat gibt es hier dynamische Details, wie die V-förmige Form der Front oder die Bumerang-Rückleuchten. Parallelen zum Qashqai sind erkennbar und auch gewollt. Technisch basiert der Wagen aber auf der Plattform des Juke, nur wenige Elemente wie die Lenkung stammen vom Qashqai. Mit 4,39 Meter gehört das ausschließlich als Fünftürer angebotene Auto zu den größeren Vertretern der Kompaktklasse, wie etwa auch der Ford Focus oder der Opel Astra, und hat noch dazu einen beachtlichen Radstand von 2,70 Meter. Letzterer kommt den Passagieren im Fond zugute: Die Beinfreiheit hinten ist wahrhaft fürstlich. Selbst wenn der Sitz vor einem in die letzte Raste geschoben wird, bleibt hinten noch Raum, die Beine übereinander zu schlagen.


    Kofferraum: Groß, aber nicht gut
    Der Kofferraum ist mit 385 bis 1.395 Liter ebenfalls sehr groß für diese Klasse, er ist jedoch nicht gut nutzbar. So ist er arg zerklüftet, die Radkästen ragen störend herein. Schwerwiegender ist, dass beim Herausziehen von schweren Gegenständen eine hohe Schwelle im Weg ist. Außerdem bleibt beim Umklappen der Rücksitze eine ebenso hohe Stufe zurück. Das schreit geradezu nach einem Einlegeboden. So ein simples Teil kann nicht schwer zu konstruieren sein und würde in Sachen Alltagstauglichkeit Wunder wirken. Nissan arbeitet nach eigenem Bekunden daran ...Zwei Turbobenziner, ein Diesel
    Wenn der Pulsar ein Familienauto ist, braucht er auch eher bürgerliche Motoren. Für die beiden ab Start angebotenen Aggregate, einen 115 PS starken 1,2-Liter-Turbobenziner und einen 1,5-Liter-Diesel mit 110 PS, trifft das zu. Der im März 2015 startende 1.6 DIG-T mit 190 PS dagegen ragt deutlich in den Sportbereich hinein - auf den darf man sich freuen. Die beiden zunächst startenden Antriebe sind ordentliche Motorisierungen für den Pulsar. Den kleinen Turbobenziner hatten wir von einer kurzen Ausfahrt im Juke in guter Erinnerung: Er machte das kleine SUV quicklebendig. Im Pulsar wirkt er wesentlich weniger temperamentvoll. Den Spritverbrauch gibt Nissan mit 5,0 Liter auf 100 Kilometer an - ein guter Wert, wir brauchten mit 6,3 Liter auch nur wenig mehr.


    Leiser Diesel
    Der Diesel lässt sich jedoch noch sparsamer fahren. Hier verspricht das Datenblatt 3,6 Liter, wir brauchten 5,2 Liter. Auch ist das Temperament hier stärker ausgeprägt: 260 statt 190 Newtonmeter machen sich eben bemerkbar. Dabei geht der Diesel bemerkenswert leise zu Werke. Nur im allerobersten Drehzahlbereich hört er sich etwas rau an, ansonsten verbirgt er geschickt seine Selbstzündernatur. Beide Motoren werden serienmäßig mit Start-Stopp-Automatik ausgeliefert, erfüllen aber nur die Euro-5-Abgasnorm. Dabei sind die Fahrzeuge aber laut Nissan "Euro 6 ready". Selbst beim Diesel soll für das Erreichen der strengeren Norm keine gesonderte Abgasnachbehandlung nötig sein.


    Komfortables Gleiter-Fahrwerk
    Das Fahrwerk passt gut zu den ordentlichen, aber kaum Fahrfreude weckenden Motoren: Es wirkt komfortabel und ist ideal für die Autobahnfahrt oder das Dahingleiten ohne Tempo-Ambitionen. Die serienmäßige Sechsgang-Schaltung stellt einen nicht vor Probleme. Wer dennoch lieber schalten lässt, kann ab November 2014 für den Benziner auch eine stufenlose CVT-Automatik namens Xtronic bestellen.
    Dunkle Töne im Innenraum
    Im Innenraum dominieren dunkle Farbtöne. Laut Nissan hat man hier geschwungene Formen gewählt, die die Geräumigkeit betonen sollen. Auffällig ist die Zierleiste, die wie offenporiges, natürliches Holz aussieht, sich beim Anfassen allerdings als glattes Plastik entpuppt. Im Testwagen waren etliche Oberflächen mit Leder bezogen, so auch größtenteils die Armauflagen in den Türen. Die Fingerspitzen klopfen dort allerdings auf harten Kunststoff. Die Instrumente sind klar ausgeführt und gut ablesbar, beim Motorstart - im gefahrenen Modell per Startknopf veranlasst - wischen die Zeiger einmal über die Skalen. Die Mittelkonsole ist stets in schwarzem Klavierlack gehalten. Insgesamt wirkt das Cockpit recht dezent, aber nicht trist. Die von Nissan als besondere Stärke hervorgehobenen "technischen Innovationen" beschränken sich im Grunde auf den Nissan Safety Shield mit den bekannten Elementen Spurverlassenswarner, Totwinkel-Assistent, Bewegungswarner und City-Notbremssystem sowie ein Navi und den Around View Monitor. Ein Abstandstempomat oder ein Kollisionswarnsystem, das auch bei höheren Geschwindigkeiten noch wirkt, wird nicht angeboten, genauso wenig wie adaptive Dämpfer oder Einstellmöglichkeiten für Lenkung und Gasannahme.


    Kampfpreis: 15.990 Euro
    Die Preise für den neuen Pulsar beginnen bei 15.990 Euro. Dafür erhält man den 1.2 DIG-T Visia in der bis 31. Dezember 2014 angebotenen Launch Edition. Das ist ein Kampfpreis, denn zum Beispiel einen Opel Astra mit 120-PS-Turbobenziner gibt es in der etwas mageren Grundausstattung erst ab 19.840 Euro. Bei Nissan kann man - anders als sonst so oft - schon mit der Grundausstattung zufrieden sein. So sind hier nicht nur Klimaanlage und CD-Radio Serie, sogar ein Tempomat ist an Bord. Die Extra-Liste umfasst nur wenige Positionen. Parkpiepser gibt es nur im Rahmen des Technology-Pakets für 1.600 Euro. Wer Nebelscheinwerfer haben will, muss die nächsthöhere Variante Acenta für 18.690 Euro wählen, die auch Sitzheizung, Alufelgen, Licht- und Regensensor, Klimaautomatik und noch einige Luxuselemente mehr umfasst. Der Diesel ist jeweils 1.950 Euro teurer als der Turbobenziner. Wir würden uns für den sparsameren und lebhafteren Selbstzünder in der Visia-Version entscheiden, und zwar rasch: Nach dem Auslaufen der Launch Edition am 31. Dezember 2014 kosten alle Modelle 1.950 Euro mehr. Andersherum gesehen: Wer sich bald entscheidet, bekommt den Diesel zum Preis des Benziners.


    Technische DatenAntriebFrontantriebAnzahl Gänge:6Getriebe:SchaltungMotor Bauart:Otto-Reihenmotor mit TurboladerLeistung:85 kW (115 PS) bei 4.500 UPMHubraum:1.197Drehmoment:190Nm bei 2.000 UPMAnzahl Ventile:4Anzahl Zylinder:4PreisNeupreis: 15.990 € FazitDas unauffällige Dunkelviolett passt zum Charakter des neuen Nissan Pulsar. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt das neue Golfklasse-Modell nicht. Fahrspaß und Temperament liegen dem Pulsar so fern wie die namensgebenden Sterne. Doch wir wollen nicht ungerecht sein, der Pulsar hat durchaus seine Qualitäten. Er ist ein komfortabel abgestimmtes, angenehm leises Auto mit einer schier unglaublichen Beinfreiheit im Fond. Das überzeugendste Alleinstellungsmerkmal ist jedoch der günstige Einstiegspreis.


    + überragende Beinfreiheit im Fond, leise, günstiger Preis
    - wenig Temperament, unpraktischer Kofferraum


    (Quelle: http://www.auto-news.de , 11.09.2014)

  • "Dabei geht der Diesel bemerkenswert leise zu Werke. Nur im allerobersten Drehzahlbereich hört er sich etwas rau an, ansonsten verbirgt er geschickt seine Selbstzündernatur. Beide Motoren werden serienmäßig mit Start-Stopp-Automatik ausgeliefert, erfüllen aber nur die Euro-5-Abgasnorm. Dabei sind die Fahrzeuge aber laut Nissan "Euro 6 ready". Selbst beim Diesel soll für das Erreichen der strengeren Norm keine gesonderte Abgasnachbehandlung nötig sein."


    Danke, ich habe so einen euro-6-ready-Diesel. War einer der ersten verkauften Pulsare in Deutschland. Nun frage ich mich, wie kriege ich den auf Euro6 geschlüsselt. Wäre wohl dienlich für die blaue Plakette und den Wiederverkaufswert. Nissan hüllt sich in Schweigen.

  • Danke, ich habe so einen euro-6-ready-Diesel. War einer der ersten verkauften Pulsare in Deutschland. Nun frage ich mich, wie kriege ich den auf Euro6 geschlüsselt. Wäre wohl dienlich für die blaue Plakette und den Wiederverkaufswert. Nissan hüllt sich in Schweigen.

    Der Pulsar wurde bis anfang Juli '15 mit Euro5(b) verkauft, ab Juli wurde dann still auf Euro6 umgestellt, ob dabei was geändert wurde ---- *schulterzuck*
    (hatte mit 5b bestellt, und dann 6 bekommen ... hab keine Beschwerde eingelegt ;) )


    Wenn Nissan selber da nichts zu beiträgt, wird es mit umschlüsseln kaum was werden. Normal braucht man da sowas wie ne Unbedenklichkeitsbestätigung des Herstellers für.
    Hast Du nur allgemein den "Kundenservice" befragt, oder auch mal gezielt nach nem Ansprechpartner in der Technikabteilung gesucht?
    (Evtl. auch mal vorgeben, ne Freigabe für spezielle Reifengrößen, Tragfähigkeit oder Anhängelasten zu brauchen, das müsste dieselbe Abteilung sein).


    Alternativ kannst Du sonst nur hoffen, dass es von nem Fremdhersteller ein "Nachrüstkit" gibt, mit dem man Euro6 eintragen kann (Früher gabs für Euro2, Euro3 ja die Kaltlaufregler)
    Eine Anfrage beim KBA, unter welchen Bedingungen Euro6 schlüsselbar ist, wäre auch noch n Versuch.


    Ciao
    Hojo

    Im übrigen bin ich der Meinung, daß Schnellfahrer nicht auch noch drängeln sollten und alle das Rechtsfahrgebot zu beachten haben


    Pulsar Tekna (I), 1,5dCi, Azure, 7/15